Große Dienstleistungsunternehmen arbeiten mit einer sehr heterogenen Kundschaft. Auch die eigenen Teams sind meist divers geprägt. Diese Unterschiedlichkeiten können durchaus bei Konflikten eine Rolle spielen. Wie können Unternehmen reagieren, wenn Kund_innen oder Mitarbeiter_innen ohne sachlichen Grund wegen bestimmter Merkmale ungleich behandelt oder abgewertet werden?
Was war das Problem?
Als Folge eines Beratungsprozesses wurde die MBR gebeten, Kontakt zu einem großen Unternehmensverbund mit tausenden Beschäftigten aufzunehmen. Ziel war die Sensibilisierung und Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten der Mitarbeitenden im Umgang mit Situationen, in denen Rechtsextremismus, Rassismus oder Antisemitismus eine Rolle spielen. Anlass waren vermehrte Berichte über derartige Beleidigungen, Provokationen und Angriffe in denen das Personal nicht im Sinne der Betroffenen reagiert hatte.
Wie konnten wir helfen?
Die Verantwortlichen des Betriebes begegneten der MBR und dem Anliegen mit großer Offenheit. Auf mehreren Treffen wurden verschiedene Möglichkeiten des Engagements und der Aktivierung der Beschäftigten diskutiert. Von Seiten des Unternehmens wurde als erster Schritt eine Qualifizierung von Mitarbeitenden gewünscht, die Menschen mit Behinderung unterstützen. Für sie führte die MBR einen individuell angepassten Workshop durch, der für das Thema Diskriminierung sensibilisierte und zum Handeln ermutigte. In der Auswertung des Workshops mit den Projektverantwortlichen entstand die Idee, darüber hinaus eine Fortbildung für alle interessierten Mitarbeitenden des Aus- und Weiterbildungsbereiches zu konzipieren und durchzuführen. In zwei Tagesworkshops wurden 30 Teilnehmende von unterschiedlichen Betrieben geschult. Mit ihnen wurden Aktivitäten und Methoden aus der rassismuskritischen Bildungsarbeit durchgeführt und anschließend über die Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung in ihrer konkreten Arbeitspraxis diskutiert. Die MBR erarbeitete einen 52-Seitigen Leitfaden für die Schulung der Belegschaft. Dieses „Train-the-Trainer“-Konzept ermöglicht es so, dass der/die Beratungsnehmer_in zukünftig selbständig Seminare für die Mitarbeiter_innen durchführen kann.
Was haben wir erreicht?
Durch unsere Workshops konnten wir den Teilnehmenden wichtige Impulse und Anregungen für ihre Arbeit im Aus- und Fortbildungsbereich geben. Dazu gehörten die Auseinandersetzung mit eigenen Bildern und Vorstellungen, mit Ein- und Ausschließungen bei Gruppenbildungsprozessen, mit diskriminierenden Begriffen sowie die Ermutigung zu alternativen Handlungsmöglichkeiten. Der Unternehmenszusammenschluss präsentierte unseren Leitfaden zur Fort- und Weiterbildung in verschiedenen Firmen-Gremien und auf einer bundesweiten Fachkonferenz und stieß damit auf große positive Bilanz.
Wie geht es weiter?
Im Unternehmen hat sich eine Fachgruppe gebildet, die an der Weiterentwicklung und Erstellung von Materialien für die Aus- und Fortbildung arbeitet. Dabei soll das bereits Erarbeitete noch konkreter auf die Bedarfe der jeweiligen Partner-Unternehmen angepasst werden. Die MBR berät, unterstützt und begleitet diese Arbeitsgruppe laufend.
Der Unternehmenszusammenschluss stellt sich aktiv den Herausforderungen einer sich immer diverser und vielfältiger gestaltenden Gesellschaft und setzt sich für einen diskriminierungskritischen Umgang mit der Kundschaft und im Kollegium ein.