Pizza statt Rechtsrock – Beirat Schöneweide zieht positive Bilanz

Sie galt lange als die „Braune Straße“ Berlins. Rechtsextreme Kneipen, Geschäfte und Neonazi-WGs befanden sich hier. Aufmärsche, Schmierereien und Gewalttaten häuften sich. Nach drei Jahren intensiver Zusammenarbeit von Landes- und Bezirkspolitik, Verwaltung und Zivilgesellschaft sieht es in der Brückenstraße in Schöneweide heute anders aus.

Am heutigen Freitag, den 22.07.2016, präsentierte der Berliner Beirat für Schöneweide die Ergebnisse seiner Arbeit. Mit verschiedensten Aktionen wurde in den vergangenen Jahren Druck auf die rechtsextreme Szene aufgebaut. Im Rahmen der Pressekonferenz wurden auch die Sieger des Plakatwettbewerbs der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin präsentiert. 250 Poster mit dem Slogan „Rassismus ist Schweineöde! Vielfalt ist Schöneweide.“ werden im gesamten Ortsteil plakatiert.

Der Ort der Pressekonferenz wurde bewusst gewählt: In den Räumen der Pizzeria „Anima E Cuore“ („Herz und Seele“) befand sich von 2009 bis 2014 der Nazitreffpunkt „Zum Henker“. Wo früher Rechtsrock-Konzerte und Kameradschaftsabende stattfanden, sitzen heute Familien mit verschiedenen Herkunftsgeschichten und essen gemeinsam. Auch das nahegelegene einschlägig bekannte Ladengeschäft eines NPD-Funktionärs musste 2014 schließen.
„Hier in der Brückenstraße aber auch an anderen Orten in Berlin, so etwa im Weitlingkiez in Lichtenberg wurden von Rechtsextremisten dominierte Kieze für ein demokratisches Alltagsleben zurückgewonnen. Die Berliner Strategie, in der sich zivilgesellschaftliche Prävention und staatliche Repression ergänzen, hat Erfolg“, sagte Boris Velter, Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen. „Der Beirat Schönweide ist ein gutes Beispiel für ein Zusammenwirken unterschiedlichster Akteure. Bezirkspolitik und lokale Wirtschaft haben sich mit den zivilgesellschaftlichen Initiativen zusammengetan und mit viel Geduld den Kiez zurückgewonnen.“

DT3C6440Im April 2014 haben die kommunalen Wohnungsunternehmen degewo und STADT UND LAND spezielle Klausel in ihre Gewerbemietverträge aufgenommen. Eine Nutzung dieser Räume für rechtsextreme Zwecke ist seitdem untersagt. Ausgehend von den Problemlagen im Bezirk entwickelte man gemeinsam für ganz Berlin wirkungsvolle Maßnahmen.

„Auch mit der Kooperation zwischen dem Management des Einkaufscenters Zentrum Schöneweide und der Initiative Handeln statt wegsehen wurde ein weiterer Schritt in die richtige Richtung gemacht und ein weiteres Zeichen gegen Rechtsextremismus und Rassismus gesetzt“, betonte Oliver Igel, Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick. „doch damit ist unsere Arbeit hier in Schöneweide und in Treptow-Köpenick noch nicht zu Ende. Zivilgesellschaft, Verwaltung und Politik müssen weiterhin geschlossen für ein vielfältiges und buntes Treptow—Köpenick eintreten.“

„Neonazis sind immer nur so stark, wie die Demokraten ihnen Raum zur Agitation lassen“, sagte Bianca Klose, Leiterin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR). „Es gibt in ganz Berlin noch viel zu tun, in Schöneweide ist der Anfang geschafft.“

„Wir freuen uns, dass wir als weltoffene Hochschule das Engagement gegen Rassismus DT3C6366in Schöneweide kreativ unterstützen konnten“, sagte Prof. Dr. Stefanie Molthagen-Schnöring von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin.

Der Berliner Beirat für Schöneweide wurde im Jahr 2013 gegründet. Ziel war die Stärkung der demokratischen Kultur in Schöneweide und eine wirksame Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus. Unter der Schirmherrschaft der Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen und des Bezirksbürgermeisters widmete sich der Beirat im Auftrag des Berliner Senats dem gesamtstädtischen Problemfeld Rechtsextremismus. Mit Hilfe der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR) und des Zentrums für Demokratie (ZfD) wurden lokal integrierte Strategien entwickelt und erfolgreich umgesetzt.

Presseberichte:

Berliner Kurier

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