Anlässlich des Jahrestages der Befreiung von Auschwitz durch die sowjetische Armee am 27. Januar 1945 fand in der Sitzung der BVV Marzahn-Hellersdorf am 23. Januar 2014 eine Feierstunde statt. Der 27. Januar ist in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus (NS) und wurde von den Vereinten Nationen zum Holocaust-Gedenktag erklärt.
Bereits vor der Sitzung hatte die BVV-Vorsteherin Kathrin Bernikas überlebende Verfolgte des Naziregimes aus dem Bezirk bei Kaffee und Kuchen empfangen – eine schöne, in den Berliner Bezirken wohl einzigartige Geste der Ehrung. Zentraler Teil der Feierstunde war die Rede des Bezirksbürgermeisters Stefan Komoß, der für die wegen einer Verletzung ausgefallene Vertreterin des Berliner Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma, Petra Rosenberg, eingesprungen war. Komoß betonte die Verfolgung jüdischer, homosexueller und als „Zigeuner“ stigmatisierter Menschen, die der biologisch-rassistischen Staatsdoktrin des NS nicht wegen eines bestimmten Verhaltens, sondern wegen ihrer Abstammung oder sexuellen Orientierung zum Opfer fielen. Er wendete sich gegen die pauschale Diffamierung von Asylsuchenden als „Wirtschaftsflüchtlingen“, definierte das deutsche Asylrecht als Konsequenz nationalsozialistischer Verfolgungs- und Vertreibungspolitik und stellte den Charakter des bundesdeutschen Grundgesetzes als Gegenentwurf zum Rasse- und Führerstaat des NS heraus. Der Bürgermeister schloss mit einem bewegenden Zitat aus dem Abschiedsbrief Adam Czerniakóws. Der damalige Vorsteher des sogenannten „Judenrats“ im Warschauer Ghetto nahm sich 1942 das Leben, nachdem ihn die SS zwingen wollte, an der Deportation täglich Tausender Menschen in die Vernichtungslager mitzuwirken.
Die NPD-Verordneten M. Wichmann und K.-H. Burkhardt blieben der Feierstunde und damit auch der ehrenden Schweigeminute demonstrativ fern. Sie beteiligten sich auch nicht an der kurz darauf folgenden Abstimmung über die interfraktionelle Resolution: „Marzahn-Hellersdorf hilft Menschen in Not – Solidarität mit geflüchteten und helfenden Menschen“, die darum als einstimmig beschlossen ins Protokoll einging.